Eile, mir beizustehen, HERR, meine Hilfe. Psalm 38,23

Warten ist schwer. In der Not muss Hilfe kommen, und zwar schnell! Wenn nötig mit Blaulicht und Martinshorn. Bei Unfällen oder akuter Krankheit dehnen sich die Warteminuten zu Ewigkeiten.
Aber auch in einer Not, die das Leben nicht unmittelbar bedroht, ist es schwer, nichts tun zu können, den Schmerz, die ungelöste Situation, den Verlust aushalten zu müssen. Was «nicht zum Aushalten» ist, muss manchmal noch lange ertragen werden.
Psalm 38 liest sich wie ein Hilfeschrei. Der Psalmdichter deutet seine Krankheit als wohlverdiente Strafe Gottes, als Züchtigung: «Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn! … Meine Vergehen kommen über mein Haupt, sie erdrücken mich wie eine schwere Last.»
Magisches Denken? Es ist uns auch heute nicht allzu fern, trotz Aufklärung und nüchterner Ratio. «Womit habe ich das verdient?» und «Warum gerade ich?», fragen wir, wenn uns ein schweres Schicksal trifft. Meistens gibt es darauf keine Antwort.
Manchmal kommt die Hilfe auf leisen Füssen, fast unbeachtet, wie das erste Dämmerlicht des Tages. Erst rückblickend merken wir: Ich habe überlebt, überwunden, bin weitergekommen. Wie ist das geschehen? Vielleicht, wie Jakob bezeugt: «Fürwahr, der Herr war an dieser Stätte und ich wusste es nicht.» (Genesis 28,16)

Von: Dorothee Degen-Zimmermann