Jesus erzählt im Gleichnis: Der Schuldner warf sich
vor ihm nieder und bat: Hab doch Geduld mit mir!
Ich will dir ja alles zurückzahlen. Da bekam der Herr Mitleid; er gab ihn frei und erliess ihm auch noch die ganze Schuld.
Matthäus 18,26–27

Vor ganz genau fünfhundert Jahren erhoben sich in weiten Teilen Deutschlands und verschiedenen Regionen der heutigen Schweiz Untertanen gegen die Herrschaft. Es waren die kurzen Monate des «Bauernkriegs». Sehr viele Menschen, gerade auf dem Land, nahmen die Gedanken von Luther und Zwingli und anderen Reformatoren begierig auf. In ihren beschwerlichen Lebensumständen verstanden sie «Die Freiheit eines Christenmenschen» oder «Göttliche und menschliche Gerechtigkeit» als befreiende Botschaften.
Reformatorische Flugschriften und lokale Prediger liessen sie erkennen, was tatsächlich in der Bibel steht. Zum Beispiel in den Gleichnissen Jesu, wo Schuld und Schulden die umwerfende Alternative von Schuldenerlass und Gottes Gnade gegenübergestellt wird. Sie erkannten in den Texten ihre eigene Abhängigkeit von adliger, klösterlicher, städtischer Obrigkeit. Sie teilten einen, bald von Gewalt und Macht niedergerungenen, Moment der Utopie vom Ende ungerechter Herrschaft. Ein Geist von Gemeinschaftlichkeit und biblischer Spiritualität erfüllte die Massen, wie dies in der europäischen Geschichte kaum je der Fall war. Bis heute. Deshalb ist die Erinnerung daran kostbar.

Von: Matthias Hui