Beugt euch also demütig unter die starke Hand Gottes, damit er euch zu seiner Zeit erhöhe. 1. Petrus 5,6

Ich kann es drehen und wenden, wie ich will, aber die Aufforderung, sich demütig unter die Hand Gottes zu beugen, löst bei mir nicht gerade Begeisterungsstürme aus. Schliesslich bin ich ein moderner Mensch und halte es mit der Aufklärung: Ich übe lieber den aufrechten Gang, als mich zu beugen – und weiss doch, dass genau das schiefgehen kann. Es braucht nur wenig, und ich muss mich bücken. Weil ich übermütig geworden bin oder weil anderes stärker war als ich. Weil Mächte und Gewalten mich demütigen.
Was aber verspricht die demütige Haltung, die Petrus seinen Leserinnen und Lesern empfiehlt?
Eines ist klar! Der Gott, unter dessen starke Hand man sich beugen soll, hat etwas vor mit den Demütigen. Gott will sie erhöhen. Es ist nicht Gott, der demütigt. Gott macht nicht zur Schnecke. Gott hat Pläne mit den Demütigen. Sie sollen regieren! Weil sie dem Gott dienen, der den Menschen dient. Auf sie ist Verlass. Vor allem erwartet Gott nicht, dass sich verbiegt, wer sich verbeugt. Sich nach seinem Willen zu richten, nach seinem Reich zu trachten und seine Weisungen zu halten, ist Herzenssache. Es geschieht aus Liebe. Kant in Ehren. Aber sich unter die starke Hand Gottes zu beugen, ist nicht nur Pflicht – es ist auch Neigung!
Damit kann ich leben, auch als aufrechter Zeitgenosse.

Von: Ralph Kunz