Der HERR ist meine Macht und mein Psalm
und ist mein Heil. Psalm 118,14
Diejenigen, die wissen, dass Gott das erste und das letzte Wort hat, müssen nicht mehr um die eigene Macht kämpfen. Diejenigen, die wissen, dass Menschsein zum Ziel hat, das Lob Gottes zu singen, halten sich zurück, wenn lauthals das Lob eines Volkes, einer Partei, einer Ideologie oder auch einer Konfession gesungen wird. Diejenigen, die wissen, dass von Gott her ihr Leben Sinn und Erfüllung bekommt, bilden sich nicht mehr ein, sie müssten ihr Glück selbst und dann oft auch auf Kosten anderer schmieden.
Psalm 118 ist eigentlich eine ganze Dankliturgie, im Wechsel von Einzelstimmen und Gemeinde zu singen. Der heutige Losungsvers steht ziemlich genau in seiner Mitte als Einladung an jeden und jede, sich dieses Bekenntnis zu eigen zu machen. Im Psalter, aus dem ich immer wieder singe, ist übersetzt: «Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden.» Ich bin mir bewusst: Wenn ich das mitsinge, bedeutet das nicht, dass mein Leben einfacher, harmloser, bequemer wird. Unmittelbar vor diesem Vers ist zum Beispiel von lästigen Gegnern die Rede, die uns wie Wespen umschwirren. Doch singend wird mein Vertrauen gestärkt, dass mir eigentlich nichts passieren kann, weil «Gott im Regimente sitzt».
Von: Benedict Schubert