Jesus stand auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich und es ward eine Stille. Er sprach aber zu den Jüngern: Wo ist euer Glaube? Lukas 8,24–25
Als Jesus schläft, zieht ein Sturm auf. Die Jünger kommen ohne ihn nicht zurecht und wecken ihn. Jesus bedroht Wind und Wogen, die Naturgewalten kuschen vor seiner Macht. Jesus, der später am Kreuz die Ohnmacht bis in den Foltertod durchleidet, zeigt sich hier als allmächtiger Gebieter über die Elemente. «Wer ist denn dieser?» (Lukas 8,25), fragen staunend und ängstlich die Jüngerinnen und Jünger. Es ist die Frage, die das Evangelium durchzieht: Jesus provoziert und heilt, leidet und tut Wunder, poltert und verzeiht, weist den Sturm in die Schranken und ist der Gewalt ausgeliefert. Der Tadel, wo ihr Glaube geblieben sei, irritiert nach dem, was geschehen ist. Offensichtlich ist es doch richtig gewesen, Jesus zu wecken, denn er bewahrt das Boot ja tatsächlich vor dem Untergang. Und haben die Jüngerinnen und Jünger nicht gerade ihren Glauben bewiesen, indem sie ihn zu Hilfe gerufen haben? Sie glauben daran, dass Jesus sie vor der Gefahr schützt. Und sie haben erkannt, dass es nicht in ihrer Hand liegt und sie gegen Sturm und Wellen nicht ankommen können. Aber vielleicht ist der Satz auch weniger Tadel als Irritation. Ein Aufruf, immer wieder neu eine Antwort zu suchen auf die Frage, wo der eigene Glaube, die Hoffnung, dass der Sturm sich irgendwann legt, eigentlich verankert ist.
Von: Felix Reich