Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und
vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern
auf deine grosse Barmherzigkeit. Daniel 9,18
So ein unscheinbarer Vers in einem grossen apokalyptischen Universum – in diesem Fall geht es um den Propheten Daniel. Auch hier viele grosse Worte: Gerechtigkeit, Vertrauen, Barmherzigkeit. Erinnert irgendwie an die tägliche Wortdusche im deutschen Wahlkampf für diverse Parlamente.
Die Entstehungszeit des Buches Daniel wird zwischen dem sechsten und dem ersten vorchristlichen Jahrhundert verortet – je nachdem, wem man glaubt!
Etwas glauben, so wissen wir und der Autor des Verses, hängt vom Vertrauen zum «Verkündenden» ab. Auch für das Festhalten an Gerechtigkeit musst du vertrauen. In unserem Rechtssystem können wir der unabhängigen Rechtsprechung vertrauen. Auch wenn Urteile manchmal als ungerecht empfunden werden.
Unser Gebet vertraut darauf, dass es etwas bewirkt. Unsere Erklärungsansätze sind in der Regel etwa nebulös. Wir richten sie an «Gott», den wir nicht wirklich fassen können. Aber wir kennen eigenes und viel fremdes Erleben, das die Wirksamkeit von Gebet bezeugt. Hier setzt die Barmherzigkeit ein: Wir gestehen uns und anderen zu, dass es in unserem kleinen Universum eine nicht definierbare Kraft gibt, die uns solidarisch verbindet und unser tiefes Sehnen und Wünschen in eine gleiche Richtung lenkt. Wir nennen diese Kraft Gott und geben ihr viele Bilder.
Von: Rolf Bielefeld
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