Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern.
Psalm 22,23

… und Schwestern. Der Psalm 22 ist der grosse Klagepsalm
eines Schwerkranken oder eines Gefolterten, dessen Verzweiflung
uns noch heute unter die Haut geht. Er ruft mit
aller Kraft, die ihm verblieben ist, nach Gottes Hilfe in seiner
Not. Seine ersten Worte sind die, die Jesus am Kreuz wiederholt:
«Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
» Es ist ein Ruf, der sicher auch heute vielen Menschen
in all der Gewalt, die sie erleben, über die Lippen kommt.
Möge auch für sie der Wendepunkt kommen: «Du hast mich
erhört!» (Vers 22) Dann, ab Vers 23, folgen die Lobpreisungen
und Danksagungen an den grossen, gnädigen einzigen Gott,
sehr poetisch, mit immer neuen Wendungen, ein Dankgebet,
in das wir Menschen wohl nur einstimmen können, wenn
wir von wirklicher Not erlöst werden. Wo werden heute
solche Dankgebete gesprochen? In der Ukraine von den
Eltern, wenn der Sohn nach vielen Monaten an der Front
unversehrt zurückkehrt, in Gaza, wenn die schwer verletzte
Mutter aus den Trümmern ihres Hauses geborgen wird,
überlebt und gesund wird; in Israel, wenn die Tochter und
die Enkelkinder, die als Geiseln verschleppt waren, zurückgebracht
werden. Oder von uns nach schwerer Krankheit?
Ich glaube, die wirkliche Heilung nach solchen Katastrophen
kann nur durch tiefen Dank kommen. Die Errettung können
wir nicht selber schaffen.
Gott sei Lob und Dank!

Von: Elisabeth Raiser