So schau nun vom Himmel und sieh herab von
deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun
dein Eifer und deine Macht?
Jesaja 63,15

Ich schaue gar nicht nach, in welchem Zusammenhang diese
Worte geäussert wurden. Sie packen mich und passen so gut
auf unsere heutige Weltlage: Alles läuft schief, Klima, Kriege,
Gewalt, Drogen, Verbrechen, Korruption. Wir Menschen
fahren unsere Welt an die Wand. Gänzlich ineffektiv sind die
Intentionen und Taten, den schlimmen Kurs zu stoppen, und
die Hoffnung auf ein gutes Ende ist an einem sehr kleinen
Ort. Ich bin nicht allein mit meinen pessimistischen Gedanken,
wo ich geh und steh, höre ich sie auch von anderen.
Ja, und wo ist da ein Gott, der eingreift? Die heutige Losung
verhöhnt ihn geradezu. Wo ist sein Eifer, seine Macht? Da ist
ein Gott in der Höhe, der es sich in seiner herrlichen Wohnung
gut gehen lässt und wir hier unten sind ihm egal, er
greift nicht ein und lässt unseren Untergang zu.
So aktuell die Losung für heute ist, so war sie damals, sie
bezieht sich nämlich auf das babylonische Exil und die Zerstörung
des Tempels. Wo war Gott damals, wo ist er heute?
Und doch: Es lebt sich besser mit der Annahme, dass wir
Gott nicht gleichgültig sind, und: Von ihm beziehen wir die
Kraft, unsererseits Gegensteuer zu geben.

Von: Kathrin Asper