Du, HERR, du kennst mich, du siehst mich und prüfst,
ob mein Herz bei dir ist.
Jeremia 12,3

Gott prüft, ob sein Prophet mit dem Herzen ganz bei ihm
ist. Wie geht das? Gott kann das einfach, meint der Prophet.
Jeremia weiss sich erkannt und gesehen. Für viele ist diese
Vorstellung irgendwie gruselig. Der göttliche Röntgenblick
lässt wenig Spielraum für Privacy. Big Brother lässt grüssen,
der Datenschutz auf sich warten. Dem Propheten stellt sich
diese Frage gar nicht. Ihm geht es um die Prüfung des inneren
Menschen, darum, dass keiner verborgen bleibt, der Böses
redet (Weisheit 1,8). Wer meint, sich vor Gott verstecken zu
können, ist schlicht und einfach ein Tor oder eine Närrin.
Gott sieht ins Verborgene (Matthäus 6,6). Und was Gott
sieht, ist durchschaut. Die Redewendung «auf Herz und Nieren
prüfen» kommt dem ziemlich nahe. Sie stammt übrigens
auch von Jeremia (11,20) und meint, dass mein Geist (Herz)
und meine Gefühle (Nieren) Gott nicht verborgen bleiben.
Wäre denn ein Big Brother, eine Big Mother, Big Father oder
Big Sister so schlimm? Ja, das wäre es. Das «Big» muss uns
misstrauisch machen. Es ist ein menschliches Missverständnis,
dass Gott ein Kontrollfreak ist. Die Bibel sagt etwas anderes.
Sie lobt die Macht, die sich so klein macht, dass sie uns
verborgen bleibt. Wie komme ich zur Gewissheit, dass sie
es gut mit mir meint? Jesus hat Gott erkannt, gesehen und
geprüft. Sein Herz ist bei Gott.
Das genügt.

Von: Ralph Kunz