Der Grösste unter euch soll euer Diener sein.
Matthäus 23,11

Ein Diener, das ist einer, der Arbeiten für Höhergestellte
leistet. Arbeiten, die geringgeschätzt werden. Meist handelt
es sich um Versorgungs- und Hausarbeit, geleistet von Versklavten
und/oder Frauen. Arbeiten, die kein freier, wohlhabender
Mann tun würde. In biblischen Zeiten beschreibt
das Wortfeld diakonein zunächst Unterwerfungsverhältnisse.
Zunächst. Denn viele Stellen im Neuen Testament
sprechen davon, dass Grenzziehungen zwischen Oben und
Unten überwunden werden: Die Letzten werden die Ersten
sein, Niedrige erhöht und der Grösste wird zum Diener. Der
Neutestamentler Gerd Theissen spricht von Statusverzicht,
der zusammen mit der Nächstenliebe zentral ist für das
urchristliche Ethos. Es zielt auf Gleichheit und soziale Beziehungen,
die auf Gegenseitigkeit beruhen: «Unterschichtswerte
» wie Nächstenliebe oder Demut werden aristokratisiert,
und «Oberschichtswerte» wie Wohltätigkeit, die in der
Antike Königen und Beamten vorbehalten waren, werden
demokratisiert. So erhält Dienen eine ganz neue Bedeutung.
Jesus selbst sagt: «Ich aber bin unter euch wie ein Diener.»
(Lukas 22,27)
Das wünsche ich mir für alle Mitarbeitenden der Diakonie,
für alle, die Kinder betreuen, Menschen im Alter pflegen,
Menschen mit Behinderungen begleiten: dass die Grösse
ihres Dienstes erkannt und anerkannt wird.

Von: Maria Moser