Himmel und Erde sind dein, du hast
gegründet den Erdkreis und was darinnen ist.
Nord und Süd hast du geschaffen.
Psalm 89,12–13


Seit am Nordpol das Eis zu schmelzen beginnt, bringen sich
die Mächtigen der Anrainerstaaten in Stellung. Nicht etwa
um den Lebensraum der Inuit oder der Eisbären zu schützen.
Nein, das offene Wasser ist für die Schifffahrt interessant und –
vor allem – für die Erforschung der Bodenschätze. Seltene
Erden werden dort vermutet, die in modernen Technologieprodukten
verwendet werden.
First come, first served? Wem gehören die seltenen Erden?
Wem gehören Himmel und Erde? Es ist unserem Planeten
nicht gut bekommen, dass die Gattung «Mensch» ihn als
ihr Eigentum betrachtet und rücksichtslos ausgebeutet hat.
«Macht euch die Erde untertan» (Genesis 1,22) – da haben
wir wohl etwas gründlich falsch verstanden und erhalten
jetzt die Quittung. Wie konnte es nur so weit kommen?
Es geht auch anders. Gotteslob und Respekt vor den Mitgeschöpfen
beginnen mit dem Staunen. Auf einem Berg
stehend überwältigt werden von der Rundsicht, im Sommerwald
den Duft des Harzes einatmen, ein wundersames
Wesen wie die Blauflüglige Ödlandschrecke (das Tier des Jahres
2023 von Pro Natura) kennen lernen: Aus dem Staunen,
der Bewunderung wachsen Dankbarkeit, Liebe und Respekt.
«Grosser Gott, wir loben dich; Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke.»

Von: Dorothee Degen-Zimmermann