So spricht der HERR: Wie wenn man noch Saft in der
Traube findet und spricht: Verdirb es nicht, denn es ist
ein Segen darin!, so will ich um meiner Knechte willen
tun, dass ich nicht alles verderbe.
Jesaja 65,8


Hinter diesen Sätzen des Propheten steht eine heftige Auseinandersetzung
unter den Israeliten, zwischen denen, die
Gott vertrauen, und denen, die sich anderen Gottheiten
zugewandt haben (Glück und Schicksal, Vers 11). Das erregt
den Zorn Gottes, aber – und das ist der verheissungsvolle
Teil des Verses 8 – er wird deswegen nicht Verderben bringen
über alle! Er wird jene Teile des Volkes verschonen, die
auf ihn vertrauen. Das schöne Bild vom «Restsaft» in den
Trauben spricht hier für sich! Mit dem Wort «alles» wird
aber eine andere Realität angesprochen – und das ist der
unheilvolle Teil des Verses: Einige werden ausgestossen werden,
weil sie den Kontakt zum lebendigen Gott abgebrochen
haben. Es sind jedoch nicht fremde Feinde, von denen an
vielen Stellen in der Bibel die Rede ist – es sind Leute aus
den eigenen Reihen, die abtrünnig geworden sind. Denen
Gott vielleicht als zu unsichere Instanz vorgekommen ist.
Oder denen erhoffte Veränderungen zu langsam vorangegangen
sind. Oder die bessere Möglichkeiten gesehen haben,
Probleme mit eigenen Mitteln zu lösen, als Gott darum zu
bitten. Wenn ich mein eigenes Verhalten kritisch betrachte:
Wo stehe ich eigentlich? Oder: Stehe ich wirklich jederzeit
auf der Seite «seiner Knechte»?

Von: Hans Strub