So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen den Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.       Jakobus 5,7

Der Herr war längst da! Auch in meinem Wohnzimmer habe ich es gefeiert. Geduldig habe ich in der Adventszeit gewartet. Dann drei Tage aus dem Alltag herausgerissen. Und nun? Nun sind die Feiertage vorbei. Die Geschenke sind ausgepackt. Die Familie ist wieder abgereist. Und ich schaue schon in die Zeitung, wann die Bäume vom Sammelplatz abgeholt werden. Jedes Jahr früher, so kommt es mir vor. Und die Unruhe des Alltags erobert mich schon wieder. Weihnachten scheint längst abgehakt.

Der Aufruf der Losung trifft mich heute unzeitig. «Etwas zu spät!», möchte ich Jakobus zurufen, «da hättest du früher kommen müssen.»

Geduldig auf das Kommen des Herrn warten hat seinen Platz im Kirchenjahr. Na klar, man könnte auch sagen: Nach Weihnachten ist vor Weihnachten. Aber ich brauche auch eine Zwischenzeit, sonst hetzt man ja von einem zum anderen. Ich finde, dass die Zeit sowieso immer schneller vergeht, je älter ich werde.

«So seid nun geduldig bis zum Kommen des Herrn.» Je länger ich über den Satz nachdenke, desto mehr entfaltet er den Geschmack einer Grundhaltung, die mir abhandengekommen scheint. Es wird schwer, sie wieder einzuüben. Danke, Jakobus, ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.

Von Sigrun Weltke-Holtmann