Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen;   der Name des HERRN sei gelobt.           Hiob 1,21

Der gottesfürchtige, wohlhabende Gutsherr Hiob muss innert kürzester Zeit gewaltige «Hiobsbotschaften» entgegennehmen und verarbeiten. Wie die Schreckenszeit vorbei ist, hat er nichts mehr, kein Land, keine Tiere, keine Frau und keine Kinder. Und noch während er die Trauerrituale vollzieht, spricht er diese weltberühmten Sätze. Vieles hätte man von einem derart schicksalsgeprüften Menschen erwartet, aber solche Sätze nicht. Ohne Fluch und Klage nimmt er die Zerstörungen hin: «Bei alledem sündigte Hiob nicht, und er sagte nichts Törichtes gegen Gott.» So kommentiert die Erzählung im folgenden Vers 22 Hiobs Verhalten. Er anerkennt, dass der Mensch bei seiner Geburt nichts mitbringt und bei seinem Tod nichts mitnehmen kann. Was er hat, hat er bekommen und ist ihm zugefallen, auch wenn er es sich erarbeiten musste. Deshalb gibt er es wieder her.

Kann ein Mensch so mit dem Leid umgehen, das ihm aufgebürdet wird? Dieser Frage gehen die darauf folgenden   42 Kapitel nach, in denen viel argumentiert wird, von Hiob, von seinen drei Freunden und auch von Gott. Und es kommt gar zu einem richtigen Happy End! Dennoch bleiben Fragen offen. Auf diesem Hintergrund markieren die denkwürdigen Sätze von heute nicht das Ende eines Gottvertrauens, sondern den Anfang für einen Neuaufbau – als Protest gegen das Leid in dieser Welt. Dazu ruft Hiob auf.

Von Hans Strub