HERR, du bist meine Stärke und Kraft und meine Zuflucht in der Not!                                Jeremia 16,19

Die Verse 19–21 hören sich an wie der Zwischenruf eines Menschen, der mit seinem Bekenntnis die Rede des Propheten vom kommenden Unheil unterbricht. Trotz allem, was dieser Gott dem Volk an Schlimmem vorhersagt, weil es sich von ihm abgewendet hat und Zuflucht bei «nichtigen Göttern» gesucht hat – trotz allem vertraue ich dir und setze alle meine Hoffnung in dich, unseren Gott, meinen Gott. Mitten in eine laute und zornige Rede hinein erhebt sich eine Stimme und sagt dieses bedingungslose Bekenntnis. Mitten in eine hochgradig gespannte Situation hinein drückt jemand sein Vertrauen in Gott aus. Es ist bloss eine kurze Unterbrechung, aber sie gibt auch Gelegenheit zum Atemholen. Das ist an dieser Stelle mehr als nötig, denn das Urteil Gottes über sein Volk scheint definitiv beschlossen. Wir wis- sen aus der Fortsetzung der Geschichte, dass es neue Möglichkeiten geben wird (siehe gestern!). Die Unterbrechung aber – im vorliegenden Text wohl ein späterer Einschub – verschafft einen Moment Luft. Was heute für Sitzungen oder Reden als wichtiger Tipp ausgegeben wird, wird hier vor gut zweieinhalbtausend Jahren bereits angewandt. Und kann auch dazu führen, einen neuen Gedanken zu fassen und dem, was in immer neue Beschimpfungen führt, etwas Druck wegzunehmen. Das kann Glauben bewirken …

Von Hans Strub