Ihr sollt die Wohltaten dessen verkündigen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht.                                        1. Petrus 2,9

«Deutschland hat Russland den Krieg erklärt – nachmittags Schwimmschule», notierte am 2. August 1914 Franz Kafka in sein Tagebuch.

Zwischen Weltgeschichte und persönlicher Geschichte ein Gedankenstrich – und ein Riss.

Als seien es zwei Welten, die partout nicht zueinander passen, so kommt es mir auch jetzt, Anfang März, vor: vor mir der Text von den Wohltaten dessen, der uns aus der Dunkelheit in sein wunderbares Licht berufen hat, und darunter und darüber die Nachrichten, wie Putins Armee immer mehr Städte und Orte in der Ukraine zerstört.

Ich kann und mag jetzt keine Wohltaten verkündigen und auch keine von irgendwoher hervorkramen.

Und doch will ich diese biblischen Worte nicht einfach beiseiteschieben. Sie müssen doch auch jetzt etwas zu sagen haben!

Der Petrusbrief richtete sich an Menschen, die in grosser Verunsicherung lebten. Und ihnen schreibt er, dass sie berufen sind. Gerufen. Auf ein Fundament. Gelegt von Jesus Christus. Auf dem stehen sie – auf dem stehe ich. Wird mir das schon zur Wohltat in dieser Zeit? Oder was kommt von dort noch? Welcher Ruf?

Von Ulrike Müller