Der HERR sprach zu Mose: Du hast Gnade vor meinen Augen gefunden,
und ich kenne dich mit Namen.
2.Mose 33,17

Es ist eine filmreife Szene, die sich am Rand des Zeltlagers der Israeliten abspielt, die ausgezogen sind, um das Gelobte Land zu finden. In der Gestalt einer Wolkensäule gastiert Gott persönlich im «Zelt der Begegnung». Gastgeber ist Mose, Josua gibt den Türsteher.

Das Gespräch mit Gott, das Mose «von Angesicht zu Angesicht» führt, liest sich wie eine Verhandlung um das Kleingedruckte. Mose hofft auf eine Vollkaskoversicherung für die Reise ins Land, in dem Milch und Honig fliesst. Doch Gott winkt ab. Wenn er sich mitten unter das «halsstarrige Volk» begeben würde, könnte er es «auf dem Weg vernichten». Die Israeliten müssen mit einem Boten vorliebnehmen. Kaum hat sich Gott offenbart, entzieht er sich der menschlichen Erkenntnis wieder. Mose lässt nicht locker und ringt Gott die Zusage ab, dass er Gnade gefunden hat. «Ich kenne dich mit Namen», bekennt Gott.

Der Mensch bekennt sich zu Gott, ohne ihn je ganz erken- nen zu können. Und indem Gott den Namen des Menschen kennt, bekennt er sich zu ihm. Das wechselseitige Bekenntnis wird zum Fundament der Beziehung zwischen Gott und Mensch. Auf das Kleingedruckte im Vertrag kann der Mensch sich nicht berufen. Ihm bleibt allein das Wort.

Von Felix Reich